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Viola Trein

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Loslassen

Viola Trein • 13. April 2019

Loslassen - was heißt das überhaupt?

Ich hatte ja beim letzten Mal angedeutet, ich wollte etwas zum Thema Loslassen schreiben. Da es mich gerade aktuell wieder bewegt, hier ein paar Gedanken dazu.

Was heißt Loslassen überhaupt? Irgendwie verbindet man damit nichts Gutes. Es klingt nach Verlieren und Aufgeben. Aber das ist es nicht, es klingt nur so und fühlt sich im ersten Moment vielleicht auch so an.

Es bedeutet, Vertrauen haben in sich, das Leben und den Lauf der Dinge. Und die Verantwortung zu übernehmen, Deiner Intuition zu folgen. Es ist das Akzeptieren und das Annehmen von dem, was gerade da ist, das Hier & Jetzt. Einfach fließen lassen.

Zitat von Laotse: "Treib den Fluss nicht an, lass ihn strömen."

Ja, und genau da wird es echt schwer. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Denn durch die Überraschung des Lebens, meiner Hirnblutung mit Halbseitenlähmung, darf ich jetzt lernen, verdammt viel loszulassen.

Zuerst ist da mein Körper, der nicht mehr so funktioniert wie ich es gewöhnt bin. Nichts geht mehr einfach so wie früher. Zum Beispiel das Anziehen, das Haus verlassen, ja selbst der Gang zur Toilette. Dann der Job, den man gern gemacht hat und nun nicht mehr ausüben kann. Und die vielen Menschen, die sich verdrücken, weil Sie mit Behinderung nicht umgehen können und wollen.

Und das ist nur das, was im Außen sichtbar ist. Durch diesen massiven Einschnitt im Leben wird auch ganz viel Seelen-Müll aufgewühlt, will angeschaut werden, um dann eben im besten Fall auch losgelassen zu werden.

Loslassen sagt man oft einfach so dahin. Das ist nicht gut für Dich, dann lass es los.

Tja, wenn das so einfach wäre, hätten viele nicht die Probleme, die sie haben und viele wären viel entspannter. Vor allem gehört dazu ganz viel Vertrauen. Vertrauen in sich und den Fluss des Lebens. Und das ist halt oft nicht da oder nicht genügend da. Warum? Das ist ein ganz anderes Thema.

Dann kann dieses Vertrauen auch erschüttert werden, so wie bei mir als mich ganz plötzlich die Hirnblutung aus dem Leben geworfen hat. Oder als Beispiel, wie bei einer Freundin, die überfallen wurde. Da gibt es so viel, was alles Bisherige über den Haufen wirft.

Ja, und genau an dieser Stelle wird es besonders schwer loszulassen und zu vertrauen, dass das Leben nicht gegen Dich ist und alles wieder gut werden kann.

Ich denke, man kann aber lernen wieder da hinzukommen. Das ist viel, viel Arbeit und immer wieder dranbleiben und es sich bewusstmachen.

Stück für Stück geht es besser. Auch oder gerade weil alles sich verändert und nichts mehr so ist wie es war. Ein Neubeginn, ein bisschen wie der PC, der sich aufgehängt hat und den man dann neu startet.

Alles auf Anfang. Das ist mit vielen Unsicherheiten und Ängsten verbunden, klar. Und genau hier kommt das Loslassen und Vertrauen zum Einsatz. Jeden Tag aufs Neue eine Herausforderung.

Immer dranbleiben und wieder bewusstmachen.

Viel Erfolg!

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