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Viola Trein

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Blog Post

Aussen und Innen

Viola Trein • 10. Januar 2020

Außen ist nicht innen und umgekehrt

Da bin ich mal wieder, ist schon ne Weile her, aber ich hatte und habe viel mit der Verarbeitung des Traumas zu tun gehabt. Und ein Trauma war es, als ich vor nun schon 2,5 Jahren einfach so aus dem nichts heraus umgefallen bin und in maximal vier Minuten mein bisheriges Leben Geschichte war.

Ich glaube niemand, der sowas nicht erlebt hat, kann sich ansatzweise vorstellen, was das für ein Gefühl ist. Du gehst gut gelaunt zum Essen. Denkst alles ist gut, freust Dich, hast Spaß und dann gehst Du plötzlich komisch und im nächsten Moment fällst Du um und findest Dich im Krankenhaus wieder und rein gar nichts ist noch so wie es war.

Es dauert unendlich lange bis man das verdaut hat und irgendwie habe ich das immer noch nicht. Ich arrangiere mich damit, klar, aber immer wieder macht es mich unglaublich traurig, wenn ich merke was nicht geht, aber früher nie ein Problem war.

Das ist das eine, dass man von unabhängig in abhängig rutscht, plötzlich wackelig und unsicher ist, nicht mehr kann wie man will und möchte. Gut, der Kopf ist hellwach, was gut und nicht gut ist. Ich kann denken, sprechen, schreiben, mich ausdrücken. Das ist viel Wert. Zugleich ist der Kopf mit seinem machen wollen schon im Ziel, aber der Körper steht noch an der Startlinie, weil er nicht hinterher kommt. Das ist so übel.

Womit wir beim eigentlichem Thema wären. Das was man außen sieht, ist nicht gleich das, was innen stattfindet.

Man sieht, ok die kann links Arm und Bein nicht bewegen. Es betrifft aber die komplette linke Seite vom Scheitel bis zu den Zehen. Kein bewegen der Zehen, immer wieder Probleme mit dem Gleichgewicht, klar, wenn man von oben nach unten geteilt wurde. Und das verunsichert unglaublich.

Weiterhin glauben viele z. B. der Arm bewegt sich nicht und ist somit taub. Dem ist aber nicht so. Er hat viel Gefühl, fast schon zu viel. Arm wie auch das Bein sind mega empfindlich. Auch ist dort oft ein Gefühl wie unter Strom drin, es kribbelt als wenn hunderte von Ameisen unterwegs sind, es herrscht Spannung als wenn es gleich knallt und auseinander platzt, von der Hüfte bis zu den Zehen, in Schulter, Rücken und Arm.
Ja selbst an der linken Kopfseite und im Gesicht. Und dann dazu Nervenschmerzen mal mehr mal weniger schlimm. Das alles hält man so nebenbei aus und das sieht man außen alles nicht. Ich kann Menschen mit Phantomschmerzen jetzt gut verstehen.

Dann gibt es viele gute Ratschläge, von wegen mehr trainieren und bewegen. Nett, Dankeschön, aber erstmal selber durchmachen und dann Ratschläge erteilen. Das Problem sind nicht die Muskeln, das Problem ist die Schaltzentrale.
Wie sagte mal mein Therapeut, auf den Schalter zu drücken ist nicht das Problem, nur geht das Licht nicht an, solange die Sicherung bzw. das Kabel defekt ist. Und der Chefarzt der Neurologie meinte, viel hilft nicht viel. Im Gegenteil, dann wissen die Nerven im Hirn überhaupt nicht mehr was sie machen sollen.
Keiner kann mir beantworten, ob und wann und in welchem Umfang die Nerven regenerieren. Das allein ist schon fies. Wenn Dir wer sagt, es dauert 3 Jahre, aber das bekommen wir wieder hin, ist das blöd, aber absehbar. So nun leider überhaupt nicht.
Also immer kontinuierlich Reize setzen, damit die Nerven im Gehirn angeregt werden und wachsen (übrigens 1 mm im Monat) oder andere die Arbeit mit übernehmen.

Weiter kommen die inneren Kämpfe dazu, denn mit der Situation und dem Leben so zurecht zu kommen ist irre schwer. Man muss sich immer wieder einfangen, damit der Depri nicht zu groß wird. Oft ist man einfach traurig und frustriert, weil man eben nicht mehr so agieren kann wie früher. Sicher kommt man irgendwie klar und macht, aber dann kommt das kleine Teufelchen auf der Schulter und fragt ... reicht Dir irgendwie? Und dann stellst Du fest, nein es reicht mir nicht. Ich möchte nicht irgendwann diese Erde verlassen und mir sagen, ich habe mein Leben irgendwie geschafft. Nein! Vielleicht ist mein Anspruch da zu hoch, nur hab ich ihn, diesen Anspruch sagen zu können, es war schön.
Es fängt schon damit an, dass man z.B. nicht mehr applaudieren kann und unendliche viele andere Dinge, die einfach ganz normal und selbstverständlich sind.

Soviel geht in einem vor, ein stetiges hin und her und auf und ab. Allein da hätte ich sehr gern Ruhe drin. Ich versuche täglich aufs Neue Gelassenheit und Ruhe zu finden, zu akzeptieren was ist, mir nicht zu viele Gedanken zu machen über die Zukunft oder die Vergangenheit, sonder im Hier und Jetzt zu bleiben.

Ich glaube, ich kann meine Situation maximal annehmen. Ich glaube, lieben was ist oder mich so zu lieben wie ich bin, ist schwer.
Alles herausfordernd halt und nicht gerade leicht. Darum Verzeihung, wenn ich nicht immer fröhlich und positiv bin. Ich neige zum Grübeln über das Warum. Und was bitte soll ich aus dieser Erfahrung lernen?

Ich habe eine sehr pragmatische Ader, die mir immer wieder hilft auf dem Boden zu bleiben und so geht es weiter Tag für Tag, immer mit der Hoffnung, dass sich alles zum Guten wendet.

P.S. Ich habe immer noch keinen Bescheid vom Landkreis wegen dem Auto-Zuschuss und somit immer noch kein Auto. Den Termin hatte ich im August 2019, so langsam darf es da mal weitergehen.
Aber ich habe seit Dezember 2019 einen Minijob im Homeoffice, der mir Spaß macht. Man darf ja einen Zuverdienst haben in der Erwerbsminderungsrente. Es ist toll, die Finanzen aufzubessern und eine Aufgabe zu haben.

Alles Liebe für Euch

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