Unfassbar aber wahr, in 3 Tagen jährt sich die Hirnblutung und damit der Abschied von meinem bis dahin vorhandenen Leben zum 3. Mal.
Alles wirklich alles ist seit dem 29.07.17 nicht mehr so wie es war. Ich habe viele demütigende Dinge erlebt, die ich mir nie hätte träumen lassen. Ich habe so ziemlich alle meine "Freunde" verloren. Die Gesunden können nichts mehr mit Dir anfangen wenn Du nicht mehr funktionierst. Das war sehr schade und ich bedaure den ein oder anderen wirklich sehr. Aber dann waren es wohl keine Freunde nehme ich an.
Ich musste mich in eigentlich allem umstellen, Klamotten, Schuhe u.ä., der Job ist weg würde so eh nicht mehr gehen.
Ich bin in vielem nach wie vor auf Hilfe angewiesen also abhängig und kann nicht so agieren wie ich möchte.
Einfach mal raus, Kuchen backen, Betten machen und vieles mehr.
Eigentlich warte ich ständig darauf das jemand Zeit hat und mich unterstützt. Warten lernt man in der Reha schon. Wenn man nicht eigenständig sein kann wartet man eigentlich nur. Manchmal entspannt, manchmal nervös und ärgerlich.
Ich habe viele Erkenntnisse gewonnen über mich und mein Leben. Manche Aha-Erlebnisse waren echt gut, andere waren sehr traurig und haben viele Tränen gekostet. Seelische Heilung auf ganzer Linie. Dieser Prozess ist noch immer in vollem Gang.
Das mein altes Leben nicht mehr da ist, war zu Anfang erschreckend und beängstigend. Jetzt ist es ok, nur bewegen, bewegen möchte ich mich so wie früher und das unbedingt. In meinem Kopf ist so viel Agilität nur mein Körper verhindert diese. Ein bisschen wie ein Kettenhund, angebunden aber gern raus und frei sein wollend.
Schon oft dachte ich der 29.7. wäre optimal gewesen um diese Erde zu verlassen. Ich hab nicht viel mitbekommen und hatte spannender Weise keine Angst. Erst als mein Verstand, mein Ego wieder präsent war kam die Angst.
Und ich hatte und hab viel Angst. Ich bin ein planender, organisierter Steinbock und weiß nicht wie es weiter geht in meinem Leben, wo die Reise hin geht, wo mich der Weg noch hin führt. Ganz schwer auszuhalten für mich.
Viele Dinge laufen ganz gut (für Gesellschaft bezahle ich jetzt, da die meisten Freunde ja weg sind), aber ich habe viel über mich gelernt und tue es noch. Ich bin nicht mehr der Mensch der ich war. Grenzen setzen, für meine Bedürfnisse einstehen, mich selber mögen trotz Behinderung oder gerade deswegen, für mich einstehen, mir nicht mehr alles gefallen lassen, Gefühle fühlen und aussprechen, mich nicht mehr ausnutzen lassen. Es ist soviel darüber könnte ich vermutlich ein eigenes Buch schreiben.
Tatsächlich werden die hochtrabenden Ziele die man so hatte völlig unwichtig. Andere Dinge stehen dann jetzt an erster Stelle, sind wichtiger geworden.
Gern möchte ich wieder meinem Minijob nachgehen a) wegen dem Zuverdienst und b) weil es eine Aufgabe war die Spaß gebracht hat. Dank Corona läuft der aber aktuell nicht. Ich hätte gern eine Ausbildung gemacht zum Studio-Sprecher aber was soll ich sagen die Akademie ist nicht barrierefrei. Ja das gibt es noch in der heutigen Zeit und ihr würdet nicht glauben wo überall. Tja jetzt erst einmal die Rente neu beantragen, wieder was zum bangen und zittern wie es weiter geht.
Ich bin viel schneller erschöpft als früher, kann nicht mehr so viel ab wie ich es von mir kannte, brauche viel Ruhe oder Aktivitäten die gemäßigt sind. Ich erkenne mich oft nicht. Manchmal schaue ich in den Spiegel und denke wer bist denn du?
Ich wäre kein Steinbock wenn ich aufgeben würde, darum geht es immer weiter in der Hoffnung das ich wieder was an Bewegung und damit Lebensqualität zurück bekomme. Manchmal ist mir der Kampf allerdings zu anstrengend und ich bin müde und frage mich wozu das alles. Unser lieber Gott respektive das große Ganze (Universum) hat mich am Leben gelassen, darum denke ich es kommt noch was, ich werde noch gebraucht so wie ich bin. Wir werden sehen.
Passend dazu Steinbock mit Aszendenz Skorpion = stirbt und werde.
Gestorben in Anführungszeichen bin ich bereits, jetzt kommt die Auferstehung. Hoffentlich bald weil der Geduldsproben waren es jetzt genug, es kann voran gehen.
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